Freitag, 11. April 2014

Mafia im Südwesten auf dem Vormarsch

Rund 150 Mafiosi, die der 'Ndrangheta, der Camorra oder der Cosa Nostra nahestehen, sollen nach Informationen des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg leben. Auch in der Region hat die organisierte Kriminalität Fuß gefasst.


Mafiaboss Cutri bei seiner Verhaftung


Die Ermittlungen gegen organisierte Kriminalität sind mühsam und gleichen oft einem Dominospiel: Kippt ein Stein, dann fallen auch andere. So kam es auch zu einem Anti-Mafia-Einsatz Anfang März 2011. In den frühen Morgenstunden stürmten Sondereinheiten die Wohnungen von fünf italienischen Landsleuten im Kreis Konstanz.

Zwei von ihnen waren Singener, einer kam aus Rielasingen und zwei weitere aus Radolfzell. Sie sollen Mitglieder der italienischen 'Ndrangetha gewesen sein. Der mafiösen Vereinigung werden unter anderem sechs Morde vor einem italienischen Restaurant in Duisburg im August 2007 zur Last gelegt.

Die fünf Männer aus dem Bodenseeraum waren nur Räder im Getriebe eines großen Konzerns, der im Volksmund als „Mafia“ bezeichnet wird. Denn zur selben Zeit, als die Sondereinheiten die Verdächtigen im Südbadischen aus ihren Betten holten, fanden 36 weitere Verhaftungen weltweit statt. Auf die fünf vom Bodensee kamen die Beamten über einen Tipp jenseits der Alpen. In Italien war nämlich ein Jahr zuvor ein vermeintlich unbescholtener Landsmann aus Singen festgenommen worden. Dort sollte der Mann ein „Gebietsverantwortlicher“ sein.


Südwesten beliebt bei Mafia

Baden-Württemberg ist bei Mafia-Angehörigen besonders beliebt. Von bundesweit rund 450 mutmaßlichen Personen mit Bezügen zur italienischen organisierten Kriminalität lebten etwa 150 im Südwesten, wie Sigurd Jäger vom Landeskriminalamt in Stuttgart mitteilte. Das Bundesland sei sowohl Rückzugs- als auch Betätigungsfeld für die verschiedenen Organisationen. Hier im Land gebe es eine starke italienische Gemeinschaft, bilanziert heute Sigurd Jäger. Rund ein Viertel der italienischen Bevölkerung in Deutschland lebe im Südwesten.


Die Verhaftungen am Bodensee waren nicht die einzigen in der Region. 1993 hatten mehrere Täter eine Lottoannahmestelle in Donaueschingen überfallen. Die drei Männer mit italienischem Pass wurden von einem Mafia-Kronzeugen in Italien schwer belastet und schließlich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Camorra, ’Ndranghetha und die Cosa Nostra seien beispielsweise im Bereich Waffen- und Rauschgiftkriminalität aktiv, sagt Siegurd Jäger. Aktivitäten gebe es auch beim Thema Betrug und Falschgeld. Jäger beklagte, dass die hier lebenden Italiener nur äußerst selten mit der Polizei kooperierten.

Im vergangenen Jahr habe es einen leichten Rückgang im Bereich der gesamten Organisierten Kriminalität gegeben. Aber die Fälle im Bereich mit italienischen Bezügen hätten leicht zugenommen. Konkrete Zahlen nannte Jäger nicht.
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