Ist Geld
des verurteilten italienischen Ex-Deputierten und vermeintlichen
Mafia-Mittelsmannes Amedeo Matacena in Luxemburg gebunkert? Die italienische
Justiz bittet Luxemburg um Mithilfe.
Amedeo Matacena |
Seit
mehreren Tagen erschüttert ein weiterer Politskandal Italien. Im Visier der
Justiz stehen der ehemalige Abgeordnete von Forza Italia und Geschäftsmann
Amedeo Matacena und sein Umfeld, vor allem aber das Vermögen des Clans
Matacenas. Das soll die Familie in einem undurchsichtigen Geflecht von Firmen
gut versteckt haben. Unter anderem auch in Luxemburg.
Am vergangenen Donnerstag wurde Claudio Scajola von der Anti-Mafia-Polizei verhaftet |
Die
italienische Justiz hat ein Rechtshilfeersuchen an Luxemburg vorbereitet, so
die italienische "La Repubblica" am Dienstag. Der Grund: „Seafuture
sa“ und „Xilo sa“, zwei Unternehmen aus dem Firmengeflecht Matacenas haben
ihren Sitz in Luxemburg. In Italien wurden bereits 50 Millionen Euro von dort
angesiedelten Matacenas-Unternehmen beschlagnahmt. Am Dienstag lag der
Staatsanwaltschaft in Luxemburg noch kein Rechtshilfeersuchen aus Reggio
Calabria, den ermittelnden Behörden in Italien, vor.
Geldwäsche
für die Mafia
Die
Ermittler wollen die Beziehungen Matacenas zur 'Ndrangheta, der kalabrischen
Mafia, aufspüren. Der Ex-Deputierte wird verdächtigt, sein Firmenimperium zum
Weißwaschen von Mafia-Geldern zur Verfügung gestellt, als eine Art
Schnittstelle für die 'Ndrangheta gedient zu haben. "Von Liberia bis
Luxemburg – die Suche nach dem versteckten Schatz von Matacena", titelt
die Zeitung einen ihrer Beiträge zur Affäre. Tatsächlich geht ein weiteres
Rechtshilfeersuchen auch an die Behörden Liberia im Südwesten Afrikas, wo
weitere Matacena-Firmen angesiedelt sind.
Steuerparadies für Millionäre - Monrovia / Liberia |
Matacena
selbst war am 6. Juni 2013 wegen Beteiligung an einer mafiösen Struktur zu fünf
Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe trat er jedoch bisher nicht an. Der
Grund: Seit der Bestätigung des Urteils durch das Kassationsgericht ist
Matacena auf der Flucht. Er hält sich derzeit in Dubai in den Vereinigten
Arabischen Emiraten auf. Dort war er im August 2013 aufgrund eines
internationalen Haftbefehls zwar verhaftet, dann wieder freigelassen worden,
mit der Auflage, das Land nicht zu verlassen. Matacena (51) war von 1994 bis
2001 Abgeordneter der damaligen Forza Italia und späteren Popolo della Libertà
von Silvio Berlusconi.
Verschachtelte
Unternehmensstruktur
Der
Aufbau einer komplex verschachtelten Unternehmensstruktur sollte dazu dienen,
die Hintermänner Matacenas zu schützen und schließlich ihn und seine
Familienangehörigen selbst. Der Verschleierung sollte auch die Trennung Amadeo
Matacenas von seiner Ehefrau Chiara Rizzo dienen. Die Frau wurde vor zwei Tagen
im französischen Nice bei ihrer Rückkehr aus Dubai festgenommen und sitzt
seitdem in Verwahrungshaft. Sie war zuvor zu Hausarrest verurteilt worden.
Chiara
Rizzo soll den italienischen Ermittlern zufolge die Geschäfte ihres flüchtigen
Ex-Ehemanns weitergeführt haben. Dabei konnte sie auf die Ratschläge Matacenas
rechnen, um die Gewinne aus den Unternehmen zwischen Luxemburg und Montecarlo
hin – und herzuschieben, wie "Corriere della Sera" am Dienstag
schreibt.
Ex-Minister
Berlusconis festgenommen
Chiara
Rizzo ist nur eine der Personen, die im Zuge der "Schatzsuche" der
italienischen Justiz festgenommen wurden. Eine andere ist Claudio Scajola, der
in Abwesenheit des Chefs das Matacena-Imperium mit Rizzo verwaltete. Am 8. Mai
2014 nahm die Anti-Mafia-Einheit der Polizei den Ex- Innen- und
Wirtschaftsminister (Forza Italia) und Silvio Berlusconi-Vertrauten Scajola
fest. Er soll versucht haben, Matacenas Flucht aus Dubai in den Libanon zu
organisieren und wollte sich dabei die Hilfe des libanesischen
Ex-Staatspräsidenten Amin Gemayel sichern, guter Bekannter von Silvio
Berlusconi, der bei diesem Deal mitwirken sollte.
Chiara Rizzo |
Er
wolle mit Berlusconi darüber reden, wird Scajola bei einem abgehörten
Telefongespräch zitiert. Gemayel ist Präsident der „Phalange“, einer
rechtsgerichteten Partei. Ihre Milizionäre waren im September 1982 am Massaker
im palästinensischen Flüchtlingscamps Sabra und Schatila unweit Beiruts
beteiligt gewesen.
libanesischer Ex-Staatspräsidenten Amin Gemayel |
Luxemburg, Liberia, Matacena, Scajolo, Berlusconi, Gemayel, 'ndrangheta – eine schöne Gesellschaft.
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