"Calabria Solidale" hat der kalabrischen Mafia
den Kampf angesagt. Das Ziel der Initiative: ein freier Lebensmittelhandel in
Süditalien. Auch ein Wahlsalzburger kämpft mit Südfrüchten gegen Pistolen.
Michele Luccisano hat etwas getan, über das Tausende Italiener nicht einmal
laut nachdenken würden. Der kalabrische Lebensmittelhändler hat die Mafia
angezeigt. "Ich habe mir von ihnen 100.000 Euro geliehen, da meine Firma
sonst pleitegegangen wäre." Als die Mafia zunächst 185.000, dann 335.000
Euro zurückhaben wollte, hat Luccisano seinen Fall öffentlich gemacht. Sechs
Personen wurden daraufhin verhaftet, drei auf freiem Fuß angezeigt.
Seitdem gilt Michele Luccisano als Vorreiter im Kampf gegen die
'Ndrangheta, die kalabrische Mafia. Er ist Präsident von „Calabria Solidale“,
einer Gruppe von Unternehmern, die sich für einen freien Lebensmittelhandel in
Süditalien einsetzen. "Wir wollen eine völlig saubere, transparente und
gleichzeitig noch umweltbewusste Wirtschaft", sagt Luccisano.
"Calabria Solidale" auf
dem Kapitelplatz
Der Geschäftsmann tourt mit seiner Idee durch verschiedene Städte. Vor kurzem
war er in Mailand, am gestrigen Sonntag setzte "Calabria Solidale"
auf dem Salzburger Kapitelplatz ein Zeichen: Typische Produkte aus der Region
um Reggio Calabria wurden angeboten - und das kostenlos. "Wir wollen hier
kein Geld machen. Wir wollen die Idee von, Calabria Solidale‘
transportieren", erklärt Salvatore Furfaro. Der 56-Jährige führt seit
Jahren ein Spezialitätengeschäft im Nonntal. Furfaro ist es zu verdanken, dass
"Calabria Solidale" in Salzburg aufzeigt. "Schon als ich aus
Kalabrien weggezogen bin, wollte ich der Welt demonstrieren, dass es auch ein
anderes Italien gibt."
Furfaro ist in seinem Geschäft tagtäglich mit Vorurteilen konfrontiert:
"Wir Italiener sind angeblich feig und faul. Wenn ich so etwas höre,
blutet mir das Herz." Mit Initiativen wie "Calabria Solidale"
zeige man der Welt, dass Italiener fleißige Geschäftsmänner sein können, die
sogar der Mafia die Stirn bieten.
Vorkämpfer Michele Luccisano ist ein Paradebeispiel dafür. "Freilich
braucht es Mut", sagt er. Annähernd im Wochenrhythmus werde ihm
unmissverständlich klargemacht, dass sein Weg in Mafia-Kreisen auf wenig
Gegenliebe stößt. "Mein Büro wurde verwüstet, mein Lager wurde ausgeräumt.
Und meinem Hund wurde der Kopf abgehackt - nur um ein Zeichen zu setzen."
"Meine Freunde hatten Tränen in
den Augen"
Auch der Wahlsalzburger Salvatore Furfaro kennt solche Geschichten zuhauf.
Der Kontrast zu Österreich sei enorm: "Ein Wirtschaftskammer-Vertreter war
bei mir im Geschäft und hat mich gefragt, ob ich was brauche. Ich wusste zuerst
gar nicht, was ich davon halten sollte - ich kannte so was nicht." Als er
die Geschichte seinen Landsleuten erzählt hat, "haben die fast zu weinen
begonnen". Genau so solle ein Wirtschafts- oder Politsystem funktionieren:
In Österreich gebe man der Gesellschaft etwas - und kriege dann etwas zurück.
"Ich weiß, Österreicher schimpfen gern über ihre Politiker", sagt
Furfaro. "Aber glauben Sie mir: Österreicher sollten jeden Tag in der Früh
aufstehen, sich in Richtung Wien drehen und bedanken, dass sie in so einem Land
leben."
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