Verurteilungen
- Rechtswidrige
Beihilfen für Mediaset: Im Jahre 2004 wurde unter der Regierung Berlusconi
eine Prämie für Digitaldecoder eingeführt. Dadurch wurde laut
Richterspruch vom Juli 2011 die Fernsehübertragung über Kabel und Antenne
gegenüber der Satellitenübertragung bevorzugt. Der Förderungsbetrag betrug
jährlich etwa 110 Millionen Euro. Der genaue Betrag der
Rückzahlungsforderung wird vom EuGH festgelegt.
- Unlauterer Wettbewerb: Am 9. Juli 2011 richtete das oberste Berufungsgericht in Mailand, dass der Fininvest-Konzern dem Konkurrenzunternehmen CIR 560 Millionen Euro Schadenersatz leisten muss. Der Berlusconi-Konzern hatte 1991 im Übernahmekampf gegen das italienische Verlagshaus Mondadori von einer Gerichtsentscheidung profitiert. 2007 stellte sich heraus, dass der Richter damals bestochen worden war.
- Steuerbetrug
im Mediaset-Konzern: Am 26. Oktober 2012 ist Berlusconi von einem
Mailänder Gericht zu vier Jahren Haft in einem Verfahren aufgrund von
Steuerbetrug und illegaler Schwarzgeldkassen verurteilt worden. Das Urteil
wurde am 8. Mai 2013 in zweiter Instanz bestätigt, und ist am 1. August
2013 auch durch das Kassationsgericht bestätigt worden und damit
rechtskräftig. An die Vorinstanz zurückverwiesen wurde der
Urteilsbestandteil, 5 Jahre keine politischen Ämter ausüben zu dürfen.
- Im
Unipol-Prozess – benannt nach dem Versicherungsunternehmen Unipol, dessen
Manager in den Fall verwickelt ist – ging es um den Bruch des
Amtsgeheimnisses durch Berlusconi. Ein Telefonmitschnitt, der einen
Oppositionspolitiker zu belasten schien, soll Ende 2005 von Berlusconi – damals
Ministerpräsident – über seinen Bruder Paolo und dessen Zeitung „Il
Giornale“ widerrechtlich veröffentlicht worden sein, um diesem und seiner
Partei zu schaden. Die Veröffentlichung erfolgte vor den Parlamentswahlen
2006. Die Anklage hat ein Jahr Haft gefordert. Wegen Veröffentlichung
vertraulicher Informationen ist Berlusconi am 7. März 2013 in erster
Instanz zu einem Jahr Haft verurteilt worden.
- Ruby-Affäre:
Amtsmissbrauch und Förderung der Prostitution Minderjähriger. Dabei ging
es auch um die damals minderjährige Karima - bekannt als „Ruby Rubacuori“
(dt. „Ruby Herzensbrecherin“). Sie wurde im Mai 2010 festgenommen;
Berlusconi soll über Vertraute auf ihre Freilassung gedrängt haben. Im
„Ruby-Prozess“ wurde Berlusconi angeklagt, Sex mit minderjährigen
Prostituierten gehabt und sein Amt missbraucht zu haben. Ein
erstinstanzliches Urteil erging am 24. Juni 2013: Das Gericht verurteilte
ihn zu sieben Jahren Haft ohne Bewährung und zu einem lebenslangem Verbot
öffentliche Ämter zu bekleiden.
Die
Urteilsgründe wurden am 21. November 2013 veröffentlicht. Hieraus ergibt sich,
dass zwar alle Zeugen der Verteidigung die Version Berlusconis bestätigt haben,
aufgrund von abgehörten Telefonaten jedoch das Gegenteil feststehe und Zeugen
bestochen worden sein sollen. Diesen Zeugen der Verteidigung aus dem Verfahren Ruby
III droht ein Verfahren wegen Falschaussage.
Verurteilungen mit anschließender
Amnestie
- Meineid
im Fall Propaganda Due: Berlusconis Name wurde 1981 bei einer
Hausdurchsuchung bei dem Leiter der Loge, Licio Gelli, auf der
Mitgliederliste gefunden. Seine Mitgliedsnummer war 1816 und sein Grad der
eines Lehrlings. Berlusconi hatte zuvor die Mitgliedschaft abgestritten
und wurde deswegen 1990 wegen Meineides verurteilt, profitierte jedoch von
einer Amnestie des Parlaments.
- Bilanzfälschung
im Fall Villa di Macherio: Es geht um den Kauf von Grundstücken
rund um eine von Berlusconis Villen.
Freisprüche wegen Verjährung
- Drei
Schmiergeldzahlungen an die Finanzpolizei: Das Delikt verjährt deswegen,
weil das Berufungsgericht „mildernde Umstände“ attestiert.
- Bilanzfälschung
im Fall Lentini: Beim Kauf eines Fußballspielers wurde mehr Geld gezahlt
als offiziell angegeben.
- Richterbestechung
im Fall Lodo Mondadori: Das Berufungsgericht stuft den Fall als „einfache
Korruption“ und nicht als „Korruption in Gerichtsverfahren“ ein, deswegen
ist der Fall verjährt.
- Richterbestechung
im Fall SME-Ariosto 1: Es geht um den Kauf und Verkauf des staatlichen
Lebensmittelkonzerns SME.
- Schmiergeldzahlung
an den ehemaligen Ministerpräsidenten Bettino Craxi.
- Schmiergeldzahlungen
an David Mills in Höhe von 600.000 Dollar im Jahr 1997. Das Verfahren
wurde im Februar 2012 wegen Verjährung eingestellt. Der Tatbestand wurde
zwar eindeutig nachgewiesen, Berlusconi konnte jedoch dem Strafvollzug
durch Verschleppung des Verfahrens mittels seiner Anwälte entgehen.
- Unipol-Prozess
(siehe Verurteilungen): die Berufungsinstanz hob am 31. März 2014 die in
erster Instanz verhängten Haftstrafen für Silvio Berlusconi und seinen
Bruder Paolo wegen Verjährung auf.
Freisprüche aus Mangel an Beweisen
- Schmiergeldzahlung
an die Finanzpolizei
- Bilanzfälschung
beim Kauf des Unternehmens Medusa Cinematografica
- Richterbestechung
im Fall Sme-Ariosto 1
- Bilanzfälschung
im Fall Sme-Ariosto 2
Anklagen, die inzwischen keinen
Tatbestand mehr darstellen
- Bilanzfälschung
im Fall All Iberian: Ein von der Regierung Berlusconi II erlassenes
Gesetz beendete den Prozess.
Freisprüche
- Illegale
Aneignung, Steuerbetrug und Bilanzfälschung im Fall Villa Macherio:
Es geht um den Kauf von Grundstücken rund um eine von Berlusconis Villen.
Eingestellte Untersuchungen
- Drogenhandel:
Die Finanzpolizei hörte eine Zeit lang die Telefonleitungen Berlusconis
ab, ohne irgendetwas Verdächtiges in Erfahrung zu bringen.
- Preisabsprachen
RAI-Fininvest: Berlusconi wurde angeklagt, als Ministerpräsident
Preisabsprachen bei der Fernsehwerbung zwischen der staatlichen Anstalt
RAI und seinem Konzern Fininvest vorangetrieben zu haben.
- Schmiergeldzahlung
an Beamte im Finanzministerium: Berlusconi soll Schmiergelder gezahlt haben,
um eine Steuersenkung auf Bezahlfernsehen zu erreichen und Rückzahlungen
zu erhalten.
- Mafia-Anschläge
1992–1994: Berlusconi wird verdächtigt, Auftraggeber mehrerer Attentate
zwischen 1992 und 1994 gewesen zu sein. Die Untersuchungen stützen sich
dabei auf mehrere Aussagen von festgenommenen oder übergelaufenen Mafiosi.
- Verdacht
auf äußere Mitwirkung an einer mafiaartigen Vereinigung und Geldwäsche in
Palermo
- Bilanzfälschung
der Fininvest von 1988 bis 1992
- Bilanzfälschung
der konsolidierten Fininvest.
Laufende Verfahren
- Missachtung
des Anti-Trust-Gesetzes in Spanien und Steuerbetrug durch das
Berlusconi-Unternehmen Telecinco: Das Verfahren wurde aufgeschoben, um die
Beziehungen zwischen Italien und Spanien nicht zu belasten.
- Ein „Pentito“
der Mafia, Gaspare Spatuza, beschuldigte Berlusconi vor Gericht, während
des Untergangs des alten Parteiensystems anfangs der 1990er Jahre der
sizilianischen Mafia mit seiner noch jungen Partei Forza Italia ein
neues Bezugssystem zur Politik geboten zu haben. Er habe dabei sogar eine
Mordanschlagsserie zur Destabilisierung des alten Systems ausdrücklich
gutgeheißen. Im Gegenzug sei ihm die Mafia beim Aufbau seines
Wirtschaftsimperiums behilflich gewesen. Berlusconi bestreitet diese
Vorwürfe.
- Am 11.
Februar 2014 beginnt ein Prozess wegen Bestechung gegen Berlusconi. Er
soll Sergio De Gregorio drei Millionen Euro für einen Parteiwechsel
geboten haben.
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