Mittwoch, 28. Mai 2014

So wurde Fußballer Cichon Teil der Wett-Mafia

von Michael Engelberg


Cichon ist im Wettskandal-Prozess vor dem Landgericht Bochum unter anderem wegen Beihilfe zum Betrug und Steuerhinterziehung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 2009 ein Spiel seines Clubs VFL Osnabrück gegen den FC Augsburg manipuliert zu haben. Das Spiel endete mit einer 0:3-Niederlage.




Gleich zu Beginn der Verhandlung macht die Kammer Cichon ein Angebot: Gesteht er, kann er mit höchstens elf Monaten auf Bewährung rechnen! Nach kurzem Nachdenken stimmt Cichon dem Vorschlag zu.

Über seinen Verteidiger räumt Cichon zu Beginn ein, ein Spiel manipuliert zu haben – die Partie gegen den FC Augsburg vom 17. April 2009.

Der Spieler hat circa 20 000 Euro von der Wettmafia kassiert, damit sichergestellt wurde, dass Osnabrück das Spiel verliert. Cichon war nach seinem Wechsel von Panionios Athen (2006) erstmals mit Wetten in Kontakt gekommen.

Sein Verteidiger sprach für Cichon: „Nach meinem Wechsel von Griechenland nach Osnabrück im Jahre 2005/2006, habe ich begonnen, mich für Wetten zu interessieren. Ich kannte einen Inhaber eines Wettbüros, habe da meist kleine Beträge auf alle Sportarten gesetzt. Später wurde es mehr. Ich musste die Wetten nicht mehr bar zahlen, konnte sogar per SMS wetten.“

Bis 2008 hatten sich so mehrere tausend Euro Schulden angehäuft. Cichon weiter: „Ich habe immer gedacht, mit der nächsten Wette alles wieder begleichen zu können.“ Doch dadurch sei er immer weiter in die Spirale reingezogen worden. Als die Wett-Schulden fällig wurden, konnte Cichon nicht zahlen. Daraufhin wurde er unter Druck gesetzt, man lauerte ihm vor dem Trainingsgelände auf, drohte damit, ihn beim Verein anzuschwärzen.

Cichon geht in die Offensive, spricht mit dem Verein und bekommt vom VfL Osnabrück sogar einen Vorschuss. Letztlich bleiben immer noch 20 000 Euro Schulden übrig. Und Cichon willigt ein, das Spiel gegen Augsburg zu manipulieren. Cichon: „Ich war dazu bereit, der Druck wurde immer größer. Ich konnte in diesem Spiel meine Leistung nicht abrufen.“

In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft heißt es dazu wörtlich: „Thomas Cichon hatte sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem Abstieg seiner Mannschaft aus der bundesdeutschen zweiten in die dritte Liga abgefunden und wollte diesen Umstand finanziell für sich ausnutzen.“ Mit Cichon muss sich erstmals ein ehemaliger Bundesligaprofi wegen des Wettskandals vor Gericht verantworten. Neben ihm sind drei ehemalige Regionalliga-Spieler angeklagt. Auch sie sollen Geld von der Wettmafia erhalten und im Gegenzug Spiele verschoben haben. Die drei können mit Bewährungsstrafen von sechs bis 14 Monaten rechnen.

Kurios: Das Verfahren des Ex-Profis wird künftig abgetrennt von den anderen drei Mitangeklagten behandelt. Die Kammer stimmte damit einem Antrag von Cichon zu. Der Grund: Der Ex-Kicker hat wohl einen Urlaub gebucht.

http://www.bild.de/sport/fussball/thomas-cichon/so-wurde-ich-teil-der-wett-mafia-36168898.bild.html
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