Am 21. Juni 2014
las Papst Franziskus eine Messe, bei der er Italiens Mafiosi in besonderer
Weise ins Gebet nahm. Sie seien böse, gottlos und ab sofort exkommuniziert. Ein
Rausschmiss erster Klasse? Oder bloß eine leere Drohung?
Mutig ist es allemal, denn Papst
Franziskus schickt sich an, einen Augiasstall wahrhaft biblischer Dimension
auszumisten. In vielen Ortschaften in Kalabarien gibt es eine enge Verbindung
zwischen Kirche und Clan. Priester unterstützen offen die Mafia und geben sich
als Zeremonienmeister her. Die internen Verflechtungen zum Beispiel von
Vatikanbank und der N'drangheta, der Vereinigung der kalabrischen Mafia, sind
bekannt. Wie stumpf ist also das Schwert, mit dem Franziskus gegen das
organisierte Verbrechen zu Felde zieht? Fakt ist: Nahezu alle Clan-Chefs sind
zutiefst religiös.
Die Exkommunikation ist bei Katholiken die schwerste
Kirchenstrafe. Sie schließt den Exkommunizierten vom Empfang aller Sakramente
aus. Doch selbst Papst Franziskus kann nicht ex cathedra kommunizieren. Nicht
einmal der Tatbestand des Mordes bietet ihm dazu eine Handhabe.
Und doch: Auch für den von Franziskus mit Freuden
empfangenen Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando, ist dieser Bannspruch des
Papstes ein Meilenstein im Kampf gegen die Mafia. "Der Papst hat die Mafia
empfindlich gestört, indem er gesagt hat, dass sich ein Geistlicher, der
Beziehungen zur Mafia unterhält, aus der Gemeinschaft der Kirche begibt",
so der Bürgermeister. "Da wurde eine Jahrzehnte alte Tradition jäh
unterbrochen."
Doch erst vor kurzem wurde der
Handlungsspielraum der Vatikanbank auf päpstliche Weisung dramatisch
beschnitten. Franziskus' symbolischer Exkommunikation folgte die Aufkündigung
der Bankverbindungen in die Unterwelt. Und doch, aller Euphorie über das Diktum
des Papstes: Die alten, katholischen Seilschaften zur Mafia sind noch lange
nicht gekappt. Der jüngste Skandal aus Kalabrien ist gerade ein paar Tage alt.
Da marschierte eine Marienprozession zum Hause eines greisen Mafia-Bosses.
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