In Süditalien hat erneut eine kirchliche Prozession
einem Mafiaboss gehuldigt. In Palermo hielt ein Umzug mit einer Marienstatute
einige Minuten vor dem Bestattungsinstitut eines inhaftierten Clan-Chefs an,
wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag
berichtete. Vor dem Haus hätten Verwandte des Mafioso den Trägern der
Madonnenstatue zwei Kinder gereicht, die das Standbild küssen sollten. Die
Prozession im Stadtteil Ballaro fand demnach am Sonntag statt. Der 41 Jahre
alte Alessandro D'Ambrogio gilt laut der Zeitung als einer der gefährlichsten
Mafiabosse von Palermo.
Ein ähnlicher Vorfall im süditalienischen Oppido
Mamertina am 2. Juli hatte in Italien großes Aufsehen erregt. Die
Bischofskonferenz zeigte sich empört. Papst Franziskus hatte im Juni im
süditalienischen Kalabrien das organisierte Verbrechen angeprangert und gesagt,
dass Mafiosi exkommuniziert seien. Am vergangenen Samstag hatte er in der
Mafia-Hochburg Caserta dazu aufgerufen, Kirchenfeste auf ihren religiösen Kern
zu beschränken und nicht durch fremde Elemente zu beeinträchtigen.
Hier sind sie versammelt, die Stadtteilbosse der Mafia. Mitten in Palermo werden hier die dicken Geschäfte abgehandelt. |
Es sei ein "anomaler" Halt gewesen, zitierte
die Zeitung den zuständigen Geistlichen aus Palermo, Bruder Vincenzo. Der
Priester hat nach eigenen Angaben vor der Prozession versucht, einen solchen
Vorfall zu vermeiden. "Ich habe gewisse Dinge so freundlich wie möglich
gesagt, um Reaktionen zu vermeiden, aber ich habe sie gesagt",
rechtfertigte sich der Ordensmann. Nach dem Bericht hatte der Kardinal von
Palermo, Paolo Romeo, einen Beobachter zu der Prozession entsandt, um auf deren
ordnungsgemäße Durchführung zu achten.
Die Organisatoren von Marienprozessionen in Süditalien
sind vor allem katholische Bruderschaften. Diese sind häufig von der Mafia
unterwandert, die solche Anlässe zur Selbstdarstellung nutzt. Einige
Prozessionen wurden in den vergangenen Monaten aus diesem Grund abgesagt.
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