Montag, 7. Juli 2014

Italien: Debatte um "Verneigung" vor Mafioso-Haus

Eine Ehrenbezeugung für einen verurteilten Mafioso bei einer religiösen Prozession in Kalabrien sorgt für heftige Diskussionen in Italien. Die süditalienische Region ist die Hochburg der Mafia-Organisation N'drangheta. (Siehe auch nächster Artikel mit VIDEO) 

 Bei der Prozession in Oppido Mamertina, an dem sich auch der Bürgermeister und mehrere Lokalpolitiker beteiligten, hielt am vergangenen Sonntag der Zug mit der Statue der „Muttergottes der Gnade“ vor dem Haus des lebenslänglich verurteilten Mafia-Bosses Peppe Mazzagatti zum Gruß. Die Träger der Statue verneigten diese in Richtung des Gebäudes.




Der Mafioso steht derzeit aus Gesundheitsgründen unter Hausarrest. Der Fall wurde von einigen anwesenden Carabinieri gefilmt. Der örtliche Chef der Carabinieri verließ daraufhin aus Protest die Prozession.

Ermittlungen sollen gegen die Personen aufgenommen werden, die die Muttergottes-Statue bis zum Haus des Mafioso getragen hatten. Innenminister Angelino Alfano bezeichnete den Fall als „verwerflich“. „Wir sind gegen jede Huldigung vor Mafiosi, die die Kultur des Todes verbreiten“, betonte Alfano. Die Präsidentin der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission, Rosy Bindi, dankte dem Carabinieri-Chef für seine Geste.

„Die Muttergottes verneigt sich nicht vor Mafiosi“, betonte der Bischof der kalabresischen Stadt Cassano allo Jonio, Nunzio Galantino, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz CEI. Die Stadt war vor zwei Wochen von Papst Franziskus besucht worden, der die Mafiosi für exkommuniziert erklärt hatte.

Wie widersprüchlich und schwieirg dieses Thema ist zeigt die Notiz aus der Zeitung La Reppublica. Der Bischof der Diözese Campobasso, Giancarlo Bregantini berichtete, dass die Gefangenen im Hochsicherheitstrakt von Larino, wo viele Mitglieder der kalabresischen ‚Ndrangheta einsitzen, erklärt hätten: “Wenn wir exkommuniziert sind, lohnt es sich auch nicht zur Messe zu gehen.” 

Der Gefängnisseelsorger Don Marco Colonna wehrte sich im Gespräch mit der römischen Zeitung La repubblica gegen das Wort “Revolte“, bestätigte aber, dass die Gefängnisgemeinde gegen die öffentliche Exkommunikation des Papstes protestiert habe. „Ich habe ihnen dann erklärt, dass der Papst niemanden verjagen will. Er hat nur den rechten Weg aufgezeigt. Er will ihre Erlösung, nicht ihre Vertreibung.“ Am vergangenen Sonntag seien viele zur Messe gekommen.


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