Der Berliner Rapper hat offenbar per
Generalvollmacht sein gesamtes Vermögen an ein Mitglied eines berüchtigten
arabischen Clans überschrieben. Die Verbindungen sind enger als bisher bekannt
Gerüchte darüber hat es schon lange gegeben,
jetzt ist es offenbar Gewissheit. Der Rap-Musiker und umtriebige Geschäftsmann
Bushido ist weit enger mit einer berüchtigten Berliner Großfamilie verbunden,
als bislang bekannt. Dem Nachrichtenmagazin "Stern" liegt eigenen
Angaben zufolge eine Generalvollmacht Anis Ferchichis alias Bushido vor, in der
er einem Mitglied der Familie eine umfassende Vollmacht über sein eigenes
Vermögen einräumt. "Der Bevollmächtigte soll ermächtigt sein, jede
Rechtshandlung, welche ich selbst vornehmen könnte (…) für mich und in meinem
Namen mit rechtsverbindlicher Kraft vorzunehmen", heißt es laut
"Stern" in der Vollmacht, die auch über den Tod des Rap-Musikers
hinaus Gültigkeit habe.
Das Ausstellen einer derart weitreichenden Vollmacht
ist selten und bestenfalls unter Eheleuten üblich. Verboten ist sie nicht. Nach
Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt die Justiz gegen Bushido
wegen des Verdachts eines Steuerdeliktes. Dies bestätigte Justizsprecher Martin
Steltner auf Anfrage. Details zu dem Verfahren nannte Steltner aus
"ermittlungstaktischen Gründen" nicht.
Mit der neuerlichen Enthüllung erhält das schillernde
Bild des Rappers eine weitere Facette. Vom kiffenden Gymnasiasten aus dem
beschaulichen Stadtteil Tempelhof schaffte er es zunächst an die Spitze der
deutschen Musikszene, zur Zeit lässt er ein Haus in Kleinmachnow umbauen. Aber
schon immer hing dem Deutsch-Tunesier auch der Hauch des kriminellen Milieus
an, zum großen Teil aus Imagepflege für seine Glaubwürdigkeit in der
Gangsta-Rapszene – den er mit der Generalvollmacht für ein Mitglied der
Großfamilie nun unterstreicht.
Buschkowsky:
"Aufgabe des eigenen Willens"
Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky
(SPD), der Angehörige der Familie kennt, weil sie in seinem Bezirk leben, sagte
am Mittwoch: "Bushido hat seine Zukunft offensichtlich in die Hände der
Familie gelegt. Ich habe die Familienmitglieder immer für Bodyguards von
Bushido gehalten, aber offenbar sind es seine Adoptiveltern." Eine ungewöhnliche
Vollmacht sei das, die der Rapper geleistet habe, so Buschkowsky. "Das ist
die Aufgabe des eigenen Willens, des gesamten eigenen Lebens."
Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte der Berliner
Morgenpost: "Es ist schon häufiger spekuliert worden, dass es engere Verflechtungen
gibt zwischen Bushido und diesem Familien-Clan, der eine Reihe polizeibekannter
Mitglieder hat. Offenbar bewegt sich Bushido aber noch viel tiefer in diesem
Milieu." Das legten die neuen Enthüllungen nahe. Henkel fügte hinzu:
"Kann jemand, der sich in einem solchen Dunstkreis bewegt, wirklich Träger
eines Integrations-Bambis sein? Für mich ist das mehr als fragwürdig. Ich
denke, dass der verantwortliche Verlag eine Aberkennung prüfen sollte. Das sind
nicht die Werte, die unserer Jugend vorgelebt werden sollten."
Ermittler des Berliner Landeskriminalamtes hatten seit
vielen Jahren Hinweise auf die Verstrickung des populären Sängers in die
Geschäfte von Mitgliedern der berüchtigten arabischen Großfamilie. "Es gab
Berichte aus der Szene, wonach Bushido sich schon zu Beginn seiner Kariere
verpflichtet haben soll, einen nicht unerheblichen Teil seiner Einkünfte an
Mitglieder des Clan abzugeben – gewissermaßen als Schutzgeld", berichtet
ein Beamter des Landeskriminalamtes (LKA). "Diese Herrschaften haben ihm
gewissermaßen seinen Weg geebnet und ihn aufgebaut, weil sie nicht nur brutal
gegen Konkurrenten vorgehen, sondern auch einen guten Riecher in Sachen
Geschäfte haben."
Im Bereich der
organisierten Kriminalität
Einzelnen Familienmitgliedern des Clans wird
nachgesagt, in allen Bereichen der Organisierten Kriminalität aktiv zu sein –
Ermittler sprechen von Drogen- und Waffenhandel, Schutzgelderpressung,
Prostitution. Ein ähnliches Verhalten sagt man auch den Hells Angels nach, und
offenbar gab es auch zwischen diesen und Clanmitgliedern geschäftliche
Verbindungen. Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen im Auftrag von
Clanangehörigen Kontakte zu den Hells Angels unter der Führung des türkischen
Ex-Boxers Kadir P. aufgenommen worden sein.
Ziel war es damals, mit einer Maschinenpistole einen
Anschlag auf den Promi-Bodyguard Michael Kuhr verüben zu lassen. Kuhr hatte die
Verantwortung für das Poker-Tunier am Potsdamer Platz im Jahr 2010, als eine
zunächst unbekannte Gruppe von Tätern einen Überfall verübte und Beute machte.
Später wurde ein Clanmitglied als Kopf der Bande verurteilt, Kuhr hatte bei
Gericht ausgesagt und sich offenbar so den Groll des Clans zugezogen.
Die Familie gehört zahlreichen szenekundigen
Polizeiführern nach zu den Machthabern der organisierten Kriminalität in
Berlin. Im Landeskriminalamt kursiert eine Sammlung erkennungsdienstlicher
Fotos der Clan-Mitglieder – "nur für den Dienstgebrauch" – auf dem 15
Männer abgebildet sind. Einer von ihnen ist Bushido, der mit der Generalvollmacht,
so die Vermutung der Ermittler, zum Familienmitglied geworden ist. "Sie
stehen für Verbrechen, Gewalt und Angst", so ein Beamter.
"Schlimm genug, dass es in seinen Texten um
Gewalt geht. Dass eine Sprache verwendet und gesellschaftlich geduldet wird,
die man den eigenen Kindern verbietet. Nun hat sich gezeigt, was der Mann
wirklich ist – nichts weiter als ein Krimineller, ein Mafiamitglied."
Bushidos "Bambi" müsse ihm aberkannt werden.
SPD-Poltiker:
"Abstand zu Bushido halten"
Diese Meinung vertritt auch Thomas Kleineidam,
innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. "Allein schon seine Liedtexte
sind Grund genug, zu dem Mann Abstand zu halten", sagte Kleineidam am
Mittwoch in Hinblick auf Diskussionen über die Seriosität des Rappers, als Bushido
2011 einen Bambi als Vorbild für Integration bekam. Im vergangenen Jahr machte
der Rapper ein kurzes Praktikum beim CDU-Bundestagsabgeordneten Christian von
Stetten. Auch Fotos mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU)
existieren. Beide Unionspolitiker waren für Stellungnahmen am Mittwoch nicht zu
erreichen.
"Bushido taugt nicht zum Integrationsvorbild,
auch wenn er ein erfolgreicher Rapper mit Migrationshintergrund sein mag",
sagte auch der Linken-Abgeordnete Hakan Taş. "Es ist äußerst schade, wenn
Prominente die Nähe zu fragwürdigen Vereinigungen suchen und dadurch den
Eindruck erwecken, bei Kriminalität handele es sich um einen erstrebenswerten
Lifestyle", sagte Piraten-Fraktionschef Christopher Lauer. Alle
Innenpolitiker betonten am Mittwoch aber auch, die Vorwürfe müssten noch
genauer geprüft werden.
Der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux regte an, das
Thema mafiöser Strukturen in einigen Clans bald noch einmal im Innenausschuss
zu besprechen, um vom LKA auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Zuletzt
beschäftigten sich die Innenpolitiker vor zweieinhalb Jahren intensiver mit dem
Themenkomplex "Straftaten von Angehörigen arabischer Großfamilien in
Berlin". Der damalige LKA-Chef Peter Michael Haeberer berichtete dem
Ausschuss damals, es gebe etwa 20 bis 30 arabische Großfamilien in Berlin, mit
50 bis 500 Familienmitgliedern.
Absage der Tournee wegen
Tod der Mutter
Bushido selbst zeigte sich zuletzt nicht von einer
rohen, sondern einer ganz sanften Seite. Nach dem Tod seiner Mutter Anfang
dieses Monats sagte Bushido seine Tournee kurzfristig ab. Der Rapper müsse aus
gesundheitlichen Gründen alle Konzerte verschieben, hieß es dazu aus seinem
Management. Insgesamt waren elf Auftritte geplant. Neue Termine für die
Konzerte würden in Kürze bekannt gegeben, teilte der Veranstalter weiter mit.
Ob das nach dem Bekanntwerden seiner aktuellen Verstrickungen auch noch so ist,
ist derzeit noch unklar.
Bushidos Stern als Skandal-Rapper war 2001 mit dem
ersten Album des Musikers aufgegangen. Mit seiner Autobiografie erzielte er
vier Jahre später einen Bestseller, der auch verfilmt wurde. Bushido spielt
darin sich selbst. In Buch und Film wird die Nähe zwischen dem Sänger und
Mitgliedern der Großfamilie lediglich angedeutet. Demnach habe sie ihm
geholfen, aus einem Knebelvertrag seiner ersten Plattenfirma herauszukommen.
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