Donnerstag, 4. Dezember 2014

Mafiakartell in Rom ausgehoben

Es waren nicht - wie sonst bei Antimafiaeinsätzen üblich - unterirdische Bunkerverstecke, welche die Beamten am Montag in Rom durchwühlt haben. Ziel der Razzia waren vielmehr das Rathaus, die Büros von Lokalpolitikern sowie die Chefetagen diverser Stadtbetriebe und zahlreicher privater Unternehmen.


Gianni Alemanno (li.) war enger Vertrauter und Minister von Silvio Berlusconi, bevor er

 2008 Bürgermeister von Rom wurde


37 Verdächtige wurden festgenommen; die Medien schreiben von einem "Erdbeben". Insgesamt ermittelt die Römer Staatsanwaltschaft gegen etwa 100 Personen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, unter ihnen auch der 2013 abgewählte ehemalige Bürgermeister Gianni Alemanno.


Pirat mit Augenbinde

Kopf der Bande ist der ehemalige Rechtsterrorist Massimo Carminati, genannt "der Pirat". Den Übernamen verdankt er seiner Augenbinde: In den 1980er-Jahren war Carminati bei einem Fluchtversuch von einer Polizeikugel am linken Auge getroffen worden.

Der heute 56-Jährige war führendes Mitglied der neofaschistischen "Nuclei Armati Rivoluzionari", die für 30 Morde verantwortlich gemacht werden. Später wechselte er zur "Magliana-Bande", einem Römer Verbrecherkartell, das enge Kontakte zur Camorra und der Cosa Nostra unterhielt.


Kommando auf der Straße

Carminatis Geschäftsphilosophie hat er in einem von der Polizei abgehörten Gespräch einem befreundeten Unternehmer erklärt: "Aus der Freundschaft müssen gemeinsame Geschäfte entstehen ... Deinen Partnern musst du sagen, dass es wir sind, die auf der Straße das Kommando haben ..."

Im Unterschied zur Camorra oder Cosa Nostra hatten es Carminati und seine Komplizen kaum je nötig gehabt, gewalttätig zu werden. Laut den Ermittlern reichte in der Regel ein kräftiges Schmiergeld aus, damit die öffentlichen Millionenaufträge an die richtigen Unternehmen gingen.


Neofaschistische Vergangenheit

Hilfreich war, dass bis 2013 ein Gesinnungsfreund auf dem Kapitol regierte: Auch Exbürgermeister Alemanno hat eine Vergangenheit als neofaschistischer Schläger vorzuweisen.

Alemanno, der unter Silvio Berlusconi Landwirtschaftsminister war, hatte während seiner Amtszeit hunderte Bekannte bei den Stadtbetrieben untergebracht, darunter ehemalige "Kameraden" aus der rechtsextremen Szene.


Sowohl der öffentliche Verkehr als auch die Abfallentsorgung befanden sich nach der Abwahl Alemannos in einem desolaten Zustand.
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