Ein Zürcher wird mit einem Sex-Video erpresst. Die
Betrüger drohen, alles auf Facebook zu stellen. Er sorgte sich um die Beziehung
zu seiner Frau und zahlte.
Roger S.* aus dem Kanton Zürich ist verzweifelt. Seit
rund drei Wochen wird er von einer Sexmafia in der Elfenbeinküste erpresst.
Anfang Dezember bekam er von einer hübschen jungen Frau eine Facebook-Freundschaftsanfrage.
Als er diese annahm, schrieb sie ihm kurz darauf über den Messenger: «Ich finde
dich heiß, du gefällst mir.»
Dann bat die Schönheit den verheirateten Mann, über Skype
mit ihr in Kontakt zu treten. Als der annahm, ging alles Schlag auf Schlag: Die
junge Frau zog sich im Videotelefonat aus, befummelte sich lasziv und forderte
Roger S. auf, es ihr gleich zu tun. «Ich bin schwach geworden und habe kurz
mitgemacht», sagt S. heute beschämt.
Sofort Anzeige bei
der Polizei erstatten
Kurz darauf wurde ihm
im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung dafür präsentiert. «Ich bekam ein
Erpressermail mit einem Video, in dem man sah, wie ich mich entblösste und
befriedigte.» Die Frau forderte ihn auf, ihr Geld zu überweisen, sonst werde
sie den Film unter seinen Facebook-Freunden verbreiten. Roger S. fürchtete, die
Beziehung zu seiner Frau werde einen Riss erhalten und schickte mehrmals Geld
via Western Union in die Elfenbeinküste. «Insgesamt bereits 4000 Franken.»
Erst als er kein Geld
mehr hatte, wandte er sich mit einem Hilferuf an 20 Minuten. Mittlerweile sind
die Forderungen auf 20‘000 Franken gestiegen. Und Roger S. ist nicht das einzige
Sex-Opfer: Gemäß der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der
Internetkriminalität (Kobik) gingen wieder vermehrt Meldungen von Bürgern ein,
die mit Sexbildern oder Videos erpresst werden. Roger M. müsse sofort aufhören
zu zahlen und bei der Polizei Anzeige erstatten, rät Kobik.
«Der Frau muss er
von seinem Fehltritt erzählen»
Dies bestätigt auch
Claudia Gada, Projektleiterin beim Verein Zischtig.ch. «Die Erpressungsversuche
hören erst auf, wenn man nicht mehr zahlt.» Sie rät zudem, alle Beweise
aufzubewahren, damit die Polizei eine Handhabe gegen die Erpresser habe. Die
Anzeige sei mit Scham verbunden, aber man müsse sich überwinden.
Zum Video sagt Gada,
dass dieses in der Regel veröffentlicht werde. «Das Risiko, dass sein Umfeld
davon erfährt, liegt aber bei etwa 50 Prozent», so Gada. Man habe darum die
Möglichkeit, sein Umfeld via Mail oder Facebook-Post vorzuwarnen, könne dies
aber auch unterlassen.
Seiner Frau müsse er
aber von seinem Fehltritt erzählen, sagt Paartherapeut Henri Guttmann. «Er soll
in die ehrliche Offensive gehen. Damit wirkt er glaubwürdiger, als wenn er
alles zu vertuschen versucht.» Die Frau werde sich durch seine Handlungen
verletzt fühlen, weil es für sie ein reales Fremdgehen darstelle. Darum müsse
er dies klären und eine Versöhnung anstreben. Guttmann: «Das lässt sich wieder
ganz machen, manchmal braucht es aber eine Fachperson, die das begleitet.»
.